29. September 2020

Samy, könntest du dich bitte kurz vorstellen?

Ich wurde in der nordmarokkanischen Stadt Tanger geboren und bin seit meinem 14. Lebensjahr in Deutschland. Seit fast 30 Jahren lebe ich in Düsseldorf. Hier habe ich meine Berufung, meine Familie und meine Freunde gefunden. Ich kann mir kaum vorstellen woanders leben zu wollen. Beruflich bin ich Dipl. Sozialpädagoge und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Osnabrück. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Fragen der sozialen Teilhabe, Integration und Migration im Kontext der freien Wohlfahrtspflege.

 

 

Wo berührt Migration dein Leben?

Ich beschäftige mich privat, politisch und wissenschaftlich mit diversen Fragen, die sich in unserer postmigrantischen Gesellschaft stellen. Mein Fokus richtet sich dabei auf die Migration aus den Maghreb-Staaten. Das Thema Migration berührt aber nicht nur unmittelbar mein Leben, sondern das aller Menschen in unserer Gesellschaft. Schon heute bestimmt das Thema breite Teile unserer gesellschaftlichen Diskurse. Denn Migration birgt große Chancen für Fragen von heute und morgen. Ob es um die Sicherung der Sozialversicherungssysteme, den Fachkräftemangel oder die Versorgung in Altenpflegeheimen geht: Wir brauchen Migration und können, trotz aller Unkenrufe, diese Wahrheit nicht leugnen. Es sollte unsere gemeinsame Aufgabe sein, Migration konstruktiv zu gestalten und ausschließende Konstruktionen von „Wir“ und die „Anderen“ endlich weiterentwickeln.

 

Was macht Deutschland für dich zum #Meinwanderungsland?

Die sichtbare und täglich erlebbare Vielfalt unserer Gesellschaft ist für mich #Meinwanderungsland. Unsere werteplurale Gesellschaft, aber vor allem unsere Rechtsstaatlichkeit: das ist #Meinwanderungsland. Dass den Menschen in unserer Gesellschaft Bildungschancen offenstehen, dass ihre gesellschaftliche Partizipation ein Anspruch ist sowie dass Hass, Hetze und Rassismus keinen Platz in unsere Gesellschaft haben: Das ist #Meinwanderungsland. Und ja, das ist leider nicht überall in Deutschland so. Es ist aber unsere gemeinsame Aufgabe dafür zu sorgen, dass es überall in Deutschland so sein kann.