Das Projekt

„Gemeinsam unterwegs? Geschichte(n) der Migrationsgesellschaft“ – Ein Projekt von DOMiD

Geschichte(n) im #Meinwanderungsland

Migration hat es immer schon gegeben, auch in Deutschland. Sie hat unsere Gesellschaft geformt und prägt unseren Alltag heute. Wir leben zusammen in einer Migrationsgesellschaft, in einem Einwanderungsland. Deshalb geht Migration uns alle an, egal ob wir eine eigene Migrationsgeschichte haben oder nicht. Folglich ist die Geschichte der Migrationsgesellschaft die Geschichte aller, die in Deutschland leben.

Der Begriff „Meinwanderungsland“ soll ausdrücken, dass das Einwanderungs- land allen gehört und jede*r die Möglichkeit haben sollte, es mitzugestalten.

 

Auf dem Weg zu einem zentralen Migrationsmuseum

„Gemeinsam unterwegs? Geschichte(n) der Migrationsgesellschaft“ ist ein Vermittlungsprojekt von DOMiD, dem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland. Mit dem Projekt machte DOMiD zwischen 2018 und 2020 einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem zentralen Migrationsmuseum in Deutschland, das derzeit entsteht und Migration aus historischer und aktueller Perspektive verhandelt.

 

Tour durch Deutschland, Social Media und Workshops

Unter dem Hashtag #Meinwanderungsland sammelten und teilten wir Geschichten – Geschichten von allen Menschen, die in Deutschland leben. „Jede Geschichte zählt“ war das Motto, das Wertschätzung für die verschiedenen Erfahrungen und Ansichten ausdrückte und auch Kritik und Rassismuserfahrungen Raum gab.

Die einzelnen Geschichten bilden zusammen eine Geschichte der Migrations- gesellschaft. Mit einer interaktiven Ausstellungs- und Erzählplattform tourten wir durch die Republik und luden Menschen mit und ohne eigene Migrationsge- schichte ein, ihre Geschichten zu erzählen, die sie mit Migration in Deutschland verbinden. In den sozialen Medien – Facebook, Instagram und Twitter – konnten die Gespräche unter #Meinwanderungsland fortgesetzt werden.

An den einzelnen Stationen der Tour warfen wir zusammen mit lokalen Initiativen in Stadtrundgängen einen Blick auf die Migrationsgeschichte der jeweiligen Stadt. In Bildungseinrichtungen und Betrieben boten wir Workshops an, die Wissen vermittelten, Impulse gaben und persönliche Geschichten sammelten. Außerdem realisierten wir zahlreiche Veranstaltungen mit lokalen Kooperationspartnern.

 

 

 

Erinnern aus vielen Perspektiven

Migration ist ein viel diskutiertes Thema. Häufig wird Migration dabei als aktuelles Problem dargestellt und dramatisiert. Denn unsere Gesellschaft erinnert sich kaum an ihre lange Migrationsgeschichte und die wichtigen Beiträge von Migrant*innen und deren Nachkommen. Außerdem ist die offizielle Erinnerungspolitik einseitig – Schulbücher und Denkmäler vermitteln oft nur bestimmte Sichtweisen. Wir fragen deshalb: Wie erinnern sich die vielen Mitglieder unserer Gesellschaft an verschiedene Ereignisse der Vergangenheit?

Beispielsweise wird das Jahr 1990 gemeinhin als das Jahr der „Wiedervereinigung“ erinnert. Viele Migrant*innen und (Black) People of Color erinnern sich aber auch an diese Zeit als Jahre des ausgrenzenden Nationalismus, der sich in den rassistischen Anschlägen von Rostock bis Solingen niederschlug. Diese Erfahrungen werden bisher kaum gehört, beeinflussen aber das Leben vieler Menschen. Das ist ein Problem für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Denn nur wer im öffentlichen Geschichtsbild Anknüpfungsmöglichkeiten findet, kann sich auch als Teil der Gesellschaft begreifen und wird als solcher wahrgenommen.

 

 

Für ein „neues Wir“

Mit unserem Projekt haben wir vielfältige Gelegenheiten geschaffen, damit sich die Gesellschaft gemeinsam an ihre Migrationsgeschichte(n) erinnert und sich als Migrationsgesellschaft erfahren kann. Dabei haben wir auch immer wieder erfahren, dass die Anerkennung dieser Realität nicht ohne Konflikte und Aushandlungsprozesse vor sich gehen kann. Sie ist aber die Grundlage dafür, dass die Gesellschaft nach dem Grundsatz „gleiches Recht für Alle“ ein „neues Wir“ aufbauen kann. – Ein Ziel, das DOMiD derzeit mit dem Bau des zentralen Migrationsmuseums weiterverfolgt.