Als Kind bezog ich die ‚Andersheiten‘ meiner Familie nicht in erster Linie auf die Herkunft meines Vaters, sondern darauf, dass wir „nich vom Pott wech kamen“. Mein Vater kommt nämlich aus Panama. Meine Eltern lernten sich in Deutschland kennen, lebten in Panama und den USA und zogen dann – ausgerechnet – dauerhaft ins Ruhrgebiet. Ich wurde zwar in den USA geboren, wuchs aber im Ruhrgebiet auf.
Als ich dann später meine panamaische Familie in New York City (wieder) kennenlernte, war das herrlich. Mein Vater und seine Geschwistern wechselten immer zwischen Spanisch und Englisch. Überhaupt ging es dort ganz anders zu als bei meiner deutschen Familie. „Wie in einer soap opera“, scherzten mein Bruder und ich immer. Wenn die Familie zusammenkam, war es trubelig. Viele Leute, Zeit war relativ und ich fand es entspannend chaotisch.
Durch diese Erfahrungen entwickelte ich auch ein neues Bewusstsein über mich und über uns. Ich war also gar nicht ‚komisch‘ , sondern hatte eine weitere kulturelle Prägung. Diese vermeintlichen ‚Andersheiten‘ trug ich fortan mit mehr Selbstbewusstsein und Humor.
Eine Sache, die ich liebe und mit Familiengeschichten verbinde, sind patacones: gesalzene, plattgedrückte und frittierte Kochbananen. Ich erinnere mich, dass meine Tante sehr eindrücklich betonte, wie wichtig die Pfanne dabei für das Frittieren sei. Die Pfanne müsse gusseisern und schwer sein. Und sie dürfe NIEEE mit Spülmittel gespült werden. Pflegen solle man sie mit Speiseöl und anschließend ein Küchenpapier reinlegen.
Wenn ich patacones freudig meinen deutschen Freunden vorstellen wollte, erntete ich meist nur ein: „Ich glaube, salzige Bananen sind nicht so mein Ding!“ Dabei darf man sie einfach nicht mit Bananen vergleichen!
Eingereicht von Jäz Romero aus Berlin, August 2020