15. März 2019

Ein Veranstaltungsbericht

Sprache ist in diesen Tagen zu einem großen Streitthema geworden. Die einen fordern eine Fokussierung auf die Förderung von Deutschkenntnissen, andere betonen, dass Sprache gesellschaftliche Entwicklungen abbilde und sich damit auch verändere. Aber nicht nur die deutsche Sprache wird zum Austragungsfeld gesellschaftlicher Konflikte, sondern auch die Fähigkeit, mehrere Sprachen zu sprechen. Jedoch hat Mehrsprachigkeit Konjunktur. Waren es lange Zeit Migrant*innen die mehrsprachigen Unterricht organisierten, so gehört die Förderung von Mehrsprachigkeit mittlerweile zum bildungspolitischen Kanon. Dennoch scheinen Englisch- und Französischunterricht an Schulen anders bewertet zu werden als der Unterricht in Türkisch, Mongolisch oder Arabisch.

Daher hatte das Forum der Kulturen Stuttgart zusammen mit dem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD e.V.) und dem StadtPalais – Museum für Stuttgart am Samstag, den 13. März 2019 zu einem Podiumsgespräch geladen.

Nach einer Begrüßung durch die stellvertretende Leiterin des StadtPalais, Dr. Edith Neumann und der DOMiD-Projektleiterin, Dr. Caroline Authaler, führte Sara Alterio vom Forum der Kulturen in das Thema ein und stellte die Disktutant*innen vor:

Dieter Thoma von mazem, dem Mannheimer Zentrum für Empirische Mehrsprachigkeit, Dolgor Guntsetseg vom Verein der Mongolischen Akademiker Baden- Württemberg, Anna Picardi, ehemalige Lehrerin für  Italienisch und Beraterin für Eltern und Schulen und Gari Pavkovic, Integrationsbeauftragter der Landeshauptstadt Stuttgart.

Anna Picardi berichtete von dem früher gängigen muttersprachlichen Unterricht in italienischen Konsulaten, und plädierte dafür, Mehrprachigkeit nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung zu betrachten.

 

Dieter Thoma erläuterte aus wissenschaftlicher Sicht, welche Auswirkungen Mehrsprachigkeit auf kognitive Fähigkeiten haben kann:

 

Gari Pavkovic erklärte, dass in Stuttgart 120 Sprachen gesprochen werden würden. Die Förderung der vorschulischen und außerschulischen Aktivitäten von Kindern läge zwar im Einflussbereich der Kommunen, doch mahnte er insbesondere von den Migrant*innenorganisationen mehr Professionalisierung sowie eine Öffnung in Richtung bilingualen Unterrichts an.

 

Dolgor Guntsetseg betonte das Engagement der Migrant*innenorganisationen und erwiderte, dass es bereits ein breits Angebot auch an bilingualem Unterricht gäbe, dies aber von den einsprachig Deutschen kaum in Anspruch genommen werde. Vielmehr sei es notwendig, die Migrant*innenorganisationen in ihren Aktivitäten auch strukturell zu unterstützen. Dies fange bereits bei der Raumsuche für muttersprachlichen Unterricht an, die sich in der Landeshauptstadt mitunter schwierig gestalte.

 

In Auszügen wurde daraufhin ein Video gezeigt, das die vielfältigen Zugänge und Formate des mehrsprachigen Unterrichts durch  Migrant*innenorganisationen in Stuttgart verdeutlicht.

Im Anschluss an die Gesprächsrunde hatten die ca. 50 Besucher*innen Gelegenheit, sich in die Debatte einzuschalten. Zahlreiche Aspekte und Fragen konnten so noch diskutiert werden, die bis dahin nicht angesprochen worden waren.

Sara Alterio vom Forum der Kulturen Stuttgart mit einem Abschlusswort:

Fazit: Die Diskussion hat gezeigt, dass Mehrsprachigkeit ein höherer Wert beigemessen werden sollte. Für die bessere strukturelle und finanzielle Unterstützung sind aber noch zahlreiche Aushandlungsprozesse in Kommunen und auf Landesebene vonnöten.

Wir bedanken uns bei unseren Kooperationspartnern vom Forum der Kulturen Stuttgart e.V. und dem StadtPalais – Museum für Stuttgart  sowie den Beteiligten auf, vor und hinter dem Podium für den gelungenen Gesprächsabend.